Im Dunst der beiden Aufstiegsränge zur 1. Liga wollten sich die Grünweißen bewegen – mindestens. Die Bilanz nach neun Hinrundenbegegnungen sorgt allerdings trotz Jahreswechsel nicht für prickelnde Silvester-Stimmung. Platz sieben, 9:9 Punkte und sechs Zähler Rückstand auf das Überraschungsteam der bisherigen Spielzeit, Spitzenreiter BV Borussia Dortmund. „Das war sicherlich nicht das, was wir uns vorgestellt hatten, wir wollten an den Aufstiegsplätzen zumindest schnuppern“, sagt Vatheuer. „Es war im Vorfeld klar, dass wir nicht unbedingt zu den Top zwei der Liga gehören würden. Aber wenn wir gut gespielt hätten, wären wir jetzt in Schlagdistanz.“
Die Gründe für das im wahrsten Sinn des Wortes „mittelmäßige“ Abschneiden zur Saison-Halbzeit sind schnell gefunden. „Da braucht man ja nur auf die Bilanzen zu gucken, um zu sehen, dass wir am oberen Paarkreuz zu schwach waren“, sagt Vatheuer. „Das war nicht das, was wir uns von Vereinsseite vorgestellt hatten – und die Spieler selbst auch nicht.“
Die Folge: Die Aufstellung wird zur Rückserie komplett verändert. So werden Neuzugang Florian Bluhm und Gerrit Engemann, die bislang das obere Paarkreuz gebildet haben, zum Rückrundenstart am 9. Januar in eigener Halle gegen den TTC indeland Jülich an Position drei und vier auflaufen. Jo Yokotani (bisher an Position vier gemeldet, wird die Mannschaft künftig als Spitzenspieler anführen, Laurens Devos rückt von Position drei ebenfalls nach oben (2). Umstellungen, die sich durch die Ergebnisse der Spieler in der Hinrunde zwangsläufig ergeben, die aber für Vatheuer auch logisch sind. „Das ist vom Verband komplett so vorgegeben, weil die Unterschiede in den Bilanzen nicht mehr im Toleranzbereich sind“, so der Grünweiß-Vorsitzende. „Aber wir hätten das auch so geändert. Ich kann mir vorstellen, dass das besser für uns ist, weil Flo unten eigentlich stark sein sollte. Und Gerrit hat bereits in der vergangenen Saison unten nicht viel verloren. Auf der anderen Seite ist Jo Yokotani mit seiner Spielweise oben sicher gefährlich, und Laurens, hat schon bewiesen, dass er da gut zurechtkommt.“ Für GW-Neuzugang Bluhm, der in der vergangenen Saison die beste Bilanz am oberen Paarkreuz gespielt hatte, wird sich vorerst nicht viel ändern. Denn Yokotani wird zumindest in den Partien gegen Jülich und am 29. Januar in Passau fehlen, da er zu der Zeit in Japan aktiv ist. Ob er danach zur Verfügung steht, ist offen.
In der Rückschau war vor allem das Abschneiden von Bluhm nicht erwartet worden. Mit der Empfehlung einer 8:2-Bilanz aus der abgebrochenen Vorsaison an Position eins für NSU Neckarsulm war der Abwehrspezialist nach Hamm gekommen. Doch bestätigen konnte er die gute Leistung nicht. 6:12 lautet die Bilanz des Sohnes vom Ex-Grünweißen Bundesligaakteur Matthias Bluhm zur Saison-Halbzeit, und er selbst schiebt am meisten Frust darüber. „Die Gegner wissen immer besser, wie sie gegen ihn agieren müssen“, kennt Vatheuer das Problem, des Defensivakteurs, der nicht mehr auf einen Überraschungseffekt bauen kann. „Zudem hat er viele Spiele nur knapp verloren.“
Ähnlich frustrierend verlief die Serie bislang für Engemann, dem im Hammer Lager schon eine positive Bilanz zugetraut worden war. Mit seiner Ausbeute von 4:9-Siegen muss er sich erst einmal hinten einreihen. „Und wenn du oben zwei Spieler hast, die deutlich negativ stehen, kannst du oben auch in der Tabelle nicht angreifen“, sagt Vatheuer.
Devos (8:2 unten/2:2 oben) spielte „absolut im grünen Bereich“, so Vatheuer. Yokotani, der auf 7:3 Siege kam, auch. „Von ihm hätte ich mir aber sogar noch ein bisschen mehr versprochen“, urteilt er GW-Vorsitzende. „Ganz stabil war er nicht, was mit seinem japanischen System zusammenhängt. Er gibt immer Vollgas – dadurch hat er nach unten und oben Ausreißer.“
Der an Position fünf gemeldete dritte Neuzugang, Pekka Pelz, blieb mit seiner 3:5-Bilanz im Einzel im Rahmen der Erwartungen. Im Doppel dagegen war er gemeinsam mit Devos die Überraschung der Hinserie. Mit 7:2-Siegen gehören die Beiden zu den besten Duos der Liga. Auch Yokotani/Engemann blieben mit 4:2-Erfolgen positiv, während sich eine funktionierende Angriff/Abwehr-Formation mit Bluhm nicht fand. An der Seite von Engemann trat der Defensivmann zweimal an die Platte und verlor. „Das mit den Beiden war gar nichts“, räumte Vatheuer ein. „Aber die Doppel sind insgesamt gesehen sicher nicht schuld, dass es für uns nicht so gut lief.“
Mit der umgestellten Mannschaft wollen die Grünweißen nun eine bessere Rückrunde spielen. „Für ganz oben müssten wir jetzt alle Spiele gewinnen, daran glaube ich nicht. Aber Platz vier wäre ideal“, sagt der Vorsitzende, der trotz angespannter Corona-Lage nicht davon ausgeht, dass auch diese Saison abgebrochen werden könnte. „Zumindest in den Bundesklassen glaube ich, dass durchgespielt wird.“