Zum Saisonabschluß gelingt Grünweiß noch einmal ein Punktgewinn

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Zuletzt aktualisiert am Mittwoch, 19. April 2023

Bericht: Westfälischer Anzeiger

Es ist ja so eine Sache, wenn der Zuschauer schon vor Beginn des Krimis weiß, wie die Geschichte ausgeht.

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Holte beide Einzel für Hamm: Gabrielius Camara

Dass der TTC GW Bad Hamm nach dem letzten Spieltag der laufenden Saison aus der 2. Tischtennis-Bundesliga absteigen und sogar freiwillig den Gang in die zwei Klassen tiefere Regionalliga antreten würde, stand bereits vor dem letzten Saisonspiel gegen den Tabellensechsten TTC Fortuna Passau fest. Um so bemerkenswerter, dass die Protagonisten zum Abschluss alles dafür taten, um den Plot spannend zu halten. So brachte das sportlich wertlose 5:5 der Grünweißen nicht nur den zweiten Punkt in der laufenden Saison für das Team – es bescherte den 60 Zuschauern in der Sporthalle des Gymnasiums Hammonense auch beste Unterhaltung. Zum Bild einer Saison, in der wenig so lief, wie es von den Verantwortlichen erwartet worden war, passte es, dass es nicht die Hauptdarsteller waren, die für die Punkte sorgten, sondern einer, der sonst eher die Nebenrollen gespielt hatte. Gleich an drei der GW-Punkte zum Unentschieden war Thomas Pellny beteiligt – jener Thomas Pellny, der auch im zweiten Anlauf bei den Grünweißen überwiegend Verletzungen auskurieren musste, statt an der Platte zu stehen.

Nach seinen Siegen gegen die Passauer Gustavo Gomez und John Oyebode jubelte der lange Linkshänder vielleicht auch deshalb so, als hätte das Team gerade den Klassenerhalt geschafft. „Dass ich gegen Passau alles gewonnen habe, hat mich schon überrascht, weil ich aktuell wegen meiner Verletzung kaum trainiere“, sagte Pellny, der in der kommenden Saison in der Oberliga nahe seiner Heimat in Refrath aufschlagen wird. „So war es aber wenigstens ein versöhnlicher Abschluss, weil es eine sehr unglückliche Saison gewesen ist. Als Mannschaft können wir uns aber nichts vorwerfen, haben immer gut gekämpft. Aber wenn dann oben zwei Leute fehlen, ist es schwierig.“

Womit das Hauptproblem der verkorksten Saison genannt war. Denn gekämpft haben nur die, die da waren. Andere, wie die jeweils für eine Halbserie verpflichteten Topspieler Yew En Koen Pang (Singapur/ein Spiel) und Utpalbhai Manush Shah (Indien/fünf Spiele) entpuppten sich als Papiertiger und glänzten meist durch Abwesenheit. Selbst die Nachwuchsspieler André Bertelsmeier und Lleyton Ullmann waren nicht immer dabei, weil es ihre internationalen Einsätze nicht zuließen – auch gegen Passau fehlten beide, spielten stattdessen ein internationales Nachwuchsturnier in Montenegro. „Wenn es gegen Passau noch um etwas gegangen wäre, dann hätten sie aber sicher gespielt“, versichert der GW-Vorsitzende Martin Vatheuer.

So schien es im vorerst letzten Spiel, als wollten die Grünweißen in den über dreieinhalb Stunden Spielzeit den Abschied vom Spitzensport möglichst lange hinauszögern. Traurig waren alle Beteiligten, angefangen von den Frauen der Familie Vatheuer hinter der Kuchentheke bis hin zum Oberschiedsrichter Michael Daidok. „Ich habe meine ersten Schiedsrichtereinsätze gehabt, als Grünweiß damals in den 80er Jahren noch der 1. Liga gespielt hat“, erinnert sich Daidok, der in seiner aktiven Zeit selbst für die Grünweißen aufgeschlagen hat, ehe er zum TTC Pelkum wechselte. „Damals noch vor über 1000 Zuschauern in den Zentralhallen. Das war schon eine Atmosphäre, auf die man sich freuen konnte.“

In Abwesenheit wurden Bertelsmeier und Ullmann verabschiedet, die sich beide Zweitligist 1. FC Köln anschließen werden – und auch Gabrielius Camara wird wie Pellny in der kommenden Saison nicht mehr das Hammer Trikot tragen – die erste seit der Serie 2017/18, in der die Grünweißen nicht mehr in der Tabelle der zweithöchsten deutschen Spielklasse geführt werden.